Author: Daniel Achter
Als Schlagzeuger/in in Wien (vor allem wenn man neu in der Stadt ist) kann die Welt sehr hart sein. Im Gegensatz zu Sänger/innen, Gitarrist/innen, Bassist/innen und allen anderen Musiker/innen, denen der Musik-Gott bei der Wahl ihres Instrumentes ein im wahrsten Sinne des Wortes, „leichteres“ Los zugestanden hat, sind wir Schlagzeuger bei der Ausübung unserer Leidenschaft limitierter.
Üben in der Wohnung auf einem akustischen Schlagzeug ist aufgrund der Lärmschutzbestimmungen und der Platzproblematik kaum möglich, die Übe-Stunden in öffentlich vermieteten Proberäumen sind oft teuer, an Öffnungszeiten und Verfügbarkeit der Räume gebunden und private Proberäume sind rar gesät.
The Struggle is real!!
Bevor wir jedoch beginnen in Selbstmitleid zu baden gibt es für das Problem eine Vielzahl kleiner Tipps und Tricks, die in Summe den meisten ein zufriedenstellendes Übungspensum ermöglichen.
Beginnen wir in den eigenen vier Wänden:
Lärm und Platz sind die Stimmungskiller einer gepflegten Übungssession vieler unserer Kollegen und Kolleginnen in Wiener Wohnungen.
Übungspads:
Die naheliegendste und kostengünstigste Lösung für dieses Problem sind Übungspads. Diese sind allerdings eher ein Pflaster auf der Wunde, decken sie doch nur einen winzigen Teil des breiten Spektrums unseres Instruments ab und geben das Feeling eins echten Schlagzeugs mehr schlecht als recht wider.
Wenn ihr aus Platzmangel wirklich nur ein Pad in euer Zimmer stellen könnt würde ich sehr stark den Kauf eines „Sabian Quiet Tone“- Practice Pads ans Herz legen. Dieses liegt mit um die 50€ preislich über den meisten Übungspads, hat aber den entscheidenden Vorteil das Feeling einer „echten“ Snare sehr gut imitieren zu können. Das Pad ist stimmbar, ihr könnt also die Spannung eures „Felles“ selbst einstellen. Große Kaufempfehlung.
„Monster-Hybrid-Practice Kits“:
Wer platztechnisch in der glücklichen Lage ist ein kleines Drum-Setup in seiner Wohnung unterzubringen braucht nur noch Lösungen für die Lärm Problematik.
Ein Knackpunkt sind die Becken. Dieses Problem haben Hersteller wie z.B. Zildjian oder Sabian vor ein paar Jahren erkannt und bringen eigene Serien für das Üben in Wohnungen und in kleineren Locations und Clubs heraus.
Beispiele sind das „Zildjian L80 Low Volume“ – Set (266€ bei Thomann) oder das „Sabian Quiet Tone Cymbal Set QTPC502“ (262€ bei Thomann), mit denen man bei ca. 80 prozentiger Lautstärke-Reduktion klanglich und spieltechnisch sehr ansprechende Ergebnisse erzielen kann.
Bei den Toms gehen die Meinungen auseinander. Manche Drummer/innen setzen auf Practice-Pads, die als Toms-Ersatz dienen. Andere spannen sogenannte „Silent Stroke – Mesh Heads“ auf ihre Kessel.
Um ehrlich zu sein bin ich ein Vertreter der ersten Variante, da mir die Mesh Heads beim Spielen eher das Gefühl geben, auf ein Trampolin zu schlagen, so groß ist der Rebound. Noch dazu erzeugen sie eher ein undefiniertes Brummen als ein klares Schlagbild.
Das ist nur mein persönliches Gefühl und auch die Pads haben ihre Nachteile, also macht euch am besten selbst ein Bild.
(Mesh Heads kosten je nach Trommelgröße zwischen 15 und 30€ pro Stück)
Bei der Wahl eines Snare-Drum Ersatzes würde ich wie oben erwähnt auf jeden Fall auf das Practise-Pad von Sabian setzen. Lösungen wie eine richtige Snare auszustopfen oder das Fell durch Mesh Heads zu ersetzen haben sich für mich bis jetzt als Pfad in die Irre herausgestellt, da entweder das Spielgefühl und der Sound verloren gehen oder die Maßnahmen keine echte Lautstärke Reduktion bringen.
Kommen wir zur Bass-Drum. Meine Lösung für diesen Teil des Schlagzeugs ist es, ein Stand-Tom als Bass Drum zu verwenden, das Fell mit Gaffer und Stoff zuzukleistern, das innere aufzufüllen und das Resonanzfell wegzulassen. Der Vorteil an diesem Kniff ist es bei minimaler Lautstärke einen „bassigen“ Sound und das Spielgefühl einer „echten“ Bass-Drum zu erhalten, der sich von den restlichen Trommeln abheben kann.
Pearl hat zu diesem Zweck den „Pearl JG-16 Jungle Set Adapter“ herausgegeben, der deine Stand-Tom problemlos in eine Bass-Drum umwandelt. (preislich liegen wir hier bei ca 40€)
Das Üben außer Haus.
Natürlich können die bisherigen Vorschläge das Spielen auf einem akustischen Drum-Set nicht vollwertig ersetzen.
Es bleibt uns also nichts anderes übrig als außer Haus zu gehen und uns auf die Suche nach echten Instrumenten zu machen.
Im besten Fall seid ihr im Besitz eines trockenen Kellers und könnt euch einen eigenen Proberaum einrichten oder habt Freunde und Bekannte die euch diese Möglichkeit bieten können.
Für all jene, die nicht in den Genuss dieses Privilegs kommen gibt es andere Möglichkeiten.
Ihr könnt euch am Jam Music Lab je nach Verfügbarkeit kostenlos in Räume einmieten, in denen ein Schlagzeug steht. Entweder ihr ruft im Sekretariat an, um einen Raum zu reservieren oder ihr erledigt das auf Jam-Online.
Ein Teil eures Übe-Pensums sollte sich damit abdecken lassen.
Daneben bieten viele Probe-Studios in Wien eigene Tarife für Studenten, die alleine üben. Das „T-ON“ am Naschmarkt verlangt bis 17.00 für Einzelmusiker 5€ pro Stunde und auch die Vienna Rehearsal Studios bieten günstigerer Tarife für „Übewillige“ wenn diese alleine kommen.
Ein heißer Tipp ist es ebenfalls, über die Stadtgrenzen hinauszusehen.
Am Land bieten sich mehr Möglichkeiten sich mit Freunden in Keller, Räume oder oft sogar ehemalige Ställe einzumieten um euch dort selbst ein eigens „Probedomizil“ zu schaffen.
Auch Bands am Land und in Wien haben oft eigene Räume, die ihr nach Absprache mit den Kollegen mitbenutzen könnt.
Also haltet die Ohren offen und bleibt freundlich. Wer weiß wer aller im Besitz eines guten Proberaum ist ;D
Pausen auf der Uni, wenn gerade kein Raum frei ist, lange Wartezeiten oder Zugfahrten bieten ebenfalls die Chance sein Können zu verbessern.
Practice-Pads zum Umschnallen für den Fuß, Übungen bei denen ihr euren Oberschenkel als Schlagzeug verwendet oder Fingertechnik am Stick sind praktische Möglichkeiten seine Zeit überall sinnvoll zu nutzen.
Dieser Artikel soll euch nur Anregungen und Denkanstöße geben, wie man mit der gegebenen Situation in Wien umgehen kann und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Kreativität und Flexibilität sind das Credo um in der Stadt auf seine Kosten zu kommen. Have Fun :).
English:
Being a Drummer in a big city (especially when you are new in town) can be very difficult and exhausting. Vocalists, guitarists and bassists are in the favourable position to be able to practise almost everywhere and anytime they want to. Unfortunately the Drummer-God has chosen us to give us a big and loud instrument, so we cannot do this.
Practising in your flat causes noise problems and requires a lot of space setting up your kit, public Rehearsal-Studios are often expensive and private rehearsal-rooms are very rare.
The struggle is real!!
But it is not necessary to fall into depression. There are a lot of tips and tricks making our lives easier.
Let`s start in our own four walls.
Noise and space are the mood-dampers of a relaxing practise-session for us and our colleagues.
Practice Pads:
The cheapest and easiest solution for this problem are practice pads, but most of them are just a „less than ideal“ possibility. The feeling doesn’t resemble a real drum and practise on them covers just a little part of the wide range a drummer should be able to play.
If your room is too small and only a pad fits in, i would highly recommend to purchase a „Sabian Quiet Tone“- Pracitse Pad.
For 50€ you get a Pad that feels almost like a real Snare Drum. You can even tune it, which helps to increase your comfort Level while playing immensely.
„Monster-Hybrid-Practice Kits“:
If you are lucky enough having enough space in your room to set up a drum-kit, you just need a solution for the noisiness.
The crux of this problem are the cymbals.
Manufactures like Zildijan and Sabian recognised the issue a few years ago and produce series of cymbals perfect for practising at home and playing small venues.
Examples are the „Zildjian L80 Low Volume“ – Set (266€ at Thomann) and the „Sabian Quiet Tone Cymbal Set QTPC502“ (262€ at Thomann), which decrease the noise approximately around 80 Percent and generate a good „feel“ playing them.
The Tom-Tom topic is dividing the Drumworld.
Some of us are using practise pads, others put „Silent Stroke Mesh Heads“ on their kettles.
I prefer, to be honest, solution one. Mesh Heads are give me the feeling of playing on a trampoline and they sound rather undefinable.
This is just a personal opinion of mine and also practise pads have their deficits, so feel free to make your own picture of it.
(Mesh Heads cost between 15 and 30€ depending on the size of the kettle each piece)
For faking a snare drum, I recommend the Sabian Quiet Tone Practise Pad that I mentioned before. Mesh Heads or filling a real Snare Drum with noise cancelling stuff isn’t a suitable solution in my opinion. The feeling and the sound suffer a lot.
Let’s move to the Bass-Drum.
My way of dealing with this issue is to transform the Floor-Tom into a Bass-Drum. Put a lot of tape and strip of clothes on the batter head, fill the kettle with pillows, don’t use the resonance head and you get a silent but accurate sounding „Bass-Drum“ that will feel good to play.
Pearl offers the „Pearl JG-16 Jungle Set Adapter“ which will do the magic.
(you need to invest around 40€)
Practising on real drums.
These Tricks won’t replace spending practise time on a real kit.
It is necessary to leave your cosy flat and look for different spots in Vienna where you can find a drum kit.
In a perfect world you would own a dry room in a cellar or one of your friends lives in a big mansion, but the rest of us needs to be content with more uncomfortable solutions.
Jam Music Lab University offers rooms to practise for free. Just call the office or book a room on „Jam-Online“. This should cover some of your practise requirements.
Rehearsal-studios in Vienna sometimes offer flat rates for students when they practise alone. „T-On“ at „Naschmarkt“ for example provides practise rooms for 5€ per hour till 5pm. Also the Vienna Rehearsal Studios has cheaper rates for students.
Look for rooms in the environment around Vienna.
Rooms, cellars, or even old stables can be locations to found a new rehearsal studio with your friends.
Some bands in Vienna and Lower Austria have their own rooms to practise, you may share with your colleagues.
Keep your eyes open.
Breaks at university, if no room is available, waiting periods and even train rides can be useful to spend time improving your skills.
Portable Practise Pads, playing on your thigh or training your fingers can be useful if you don’t want to waste your time sitting around.
Creativity and flexibility are the clues to find your way to play drums in Vienna. Have Fun :).
Foto: Benedict Deiss Instagram: @ deiss_photography
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